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Sonntag, 19. November 2006

Plutos Gott des Geldes

ein Stück auf dem Freischwimmer-Festival. Verbindung von Mythos und Gegenwart mal ganz konkret:

Plutos, der Gott des Geldes, wird sehend und kann nun gleichmässig an die "Gerechten" verteilen. Dies ist der Plot. Der Text besteht aus der antiken Komödie von Aristophanes und aus Interviewtexten von Unternehmensberatern, die den antiken Stoff in moderne wirtschaftliche Terminologie kleiden und die Auswirkungen weiterdenken.
Das erschreckende daran ist, dass die Aussagen der Wirtschaft verdammt plausibel klingen, und dass das Scheitern des Traums vom gleich und gerecht verteilten Geld zum Teil erklärt wird.
Interessant ist, dass das Konzept der Gerechtigkeit auch bei Aristophanes scheitert.
Traurig ist, dass die Wirtschaftsseite zwar formuliert, welche Mechanismen wirken, aber eben nur das. Einfach nur Geld umverteilen macht die Welt leider auch nicht besser. Weder die wirtschaftliche Realität noch die utopische Komödie zeigen den Weg zur gerechten Gesellschaft.

Das Stück war fesselnd, unterhaltsam, lustig, ernst und auch traurig, weil der einfache Weg, das Umverteilen doch nicht funktioniert. ABER: Dass diese Wege nicht funktionieren, heisst ja nicht, dass keine Wege funktionieren. Sogesehen war dieses Stück doch didaktisch, weil man ziemlich denkend raus kommt.

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Das Bild zeigt das Ende, den sieghaften Ausszug des Gottes Plutos. Diese riesengrosse Bettdecke, die ich verdammt gerne auch hätte, symbolisiert im Stück ziemlich passend den Luxus der Reichen: Man kann sich drin einwickeln, verstecken, kuscheln, schlafen, müssig sein... Will ich deswegen auch so reich sein?

Vor dem Stück hätte ich gesagt, nein, eine kleinere reicht mir auch. Nach dem Stück frage ich mich, wo klein und wo gross anfängt, wo Reichtum, wo Armut und überhaupt hat das alles ziemlich wenig mit Glück zu tun, obwohl ich das immer vergesse.

Samstag, 18. November 2006

Und jetzt was abgefahrenes:

Party Manual:

Amusement trifft Ausbeutung

Als Auftakt des Freischwimmerprojektes, von dem ihr noch hören werdet, wurde eine Party der besonderen Art veranstaltet. Eine wirkliche "Hand-Made-Party".

Dort kam kein Strom aus der Steckdose, stattdessen wurden im Personalbüro "Jobs für körperliche Fitte" vergeben. Das restliche Publikum, das nicht zum arbeiten gekommen war (und es kamen wirklich einige nur zum arbeiten!) musste 10 Franken Eintritt zahlen. Dafür betrat man dann einen Raum mit wechselnder Beleuchtung und variierenden Klang. Insgesamt waren acht Räder, eine Handkurbel und ein riesengroßes Hamsterlaufrad mit Menschen besetzt.
Der DJ saß ebenfalls auf einem Rad und trampelte für seinen Plattenspieler. Wenn er fit war, lief die Musik meist zu schnell, gegen Ende seines Einsatzes wurde sie zunehmend langsamer... Beim DJ-Wechsel natürlich kurze Stille. Aber trotzdem allen Respekt: Auflegen und Treten gleichzeitig (@ O: das würde doch das Fitnessstudio sparen ;-)
Das Laufrad betrieb ne Diskokugel, die anderen Räder den Verstärker und Beleuchtungen für Decke, Bar und Personalbüro. Die Musik war erstaunlich laut (auch wenn man das Treten ein bisschen gehört hat) und die Lightshow liess auch nichts zu wünschen übrig. Publikum war auch da, nur nicht in Unmengen, so dass leider zu den Geschwindigkeitsexperimenten des DJ keiner getanzt hat.

Abgefahren trotzdem! Ich hatte zum Glück eine Freikarte. Sonst hätte ich mich schon gefragt: "Ok, ich zahle hier 10 Franken Eintritt, dafür, dass andere sich für 10 Franken die Stunde abrackern?" Und die waren wirklich fertig nach einer Stunde Körpereinsatz!

Sogesehen hat das Konzept funktioniert, auch wenn der Kunstzweck etwas offensichtlich war und man sich doch sehr kunstinstalliert vorkam, denn der Strom kommt nun mal nicht nur aus der Steckdose und wenn man beim normalen Ausgang die Produktion sehen würde, hätte man wahrscheinlich keinen Bock mehr auf Party.

Sonntag, 3. September 2006

Wo ich war

Lange Nacht der Museen.

Genauer gesagt war ich nur im Kunsthaus und ganz kurz in einem anderen Museum. Um Austellungen in Ruhe anzuschauen sind zuviele Leute da und nach zwei Stunden ist man dann eh am Ende. Das Rahmenprogramm verhieß vielversprechendes, war aber im Kunsthaus eher mager. Die Performance vor einer Skulptur war nicht direkt den Namen wert, aber der Herdentrieb der Besucher war dafür um so interessanter. Am Schluss waren alle am Boden gesessen... Die Kunstbetrachtung vor einem Gemälde war auch eine etwas obscure Veranstaltung.
Da das ganze mit ausgiebigem Catering unterstützt wurde, kam man mal in den Genuss, Kunstwerke nicht mehr ganz nüchtern zu betrachten. Eine ganz neue Perspektive! Die versprochene Lounge mit Viedeoinstallation habe ich verpasst, weils da grad so voll war... Danach wurde dort Minimal-Tech-Hous aufgelegt. Im Museum zu tanzen ist schon abgefahren, zwar nicht in der Sammlung, aber nicht weit entfernt. Leider war das eher eine Sauf-Unterhaltungsveranstaltung und als um zwei die Luft, die Musik und die Leute immer schlechter wurde, bin ich heim gegangen, auch auf die Gefahr hin, was zu verpassen ;-)

Freitag, 1. September 2006

Theaterspektakel II

diesmal:

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Living Dance Studio ist eine Produktion aus China. In Form einer Tanzperformance wird sich mit der Krankheit Sars und deren Ausbruch in China auseinander gesetzt. Übersetzung gabs keine, aber es wurde auch nicht so viel gesprochen. Die Performance war ab und an voll faszinierend, dann hatte sie wieder ihre Längen... Abschließend ist zu sagen, wohl nicht ganz das richtige, den ersten sonnigen Tag seit langem zu beenden.

Aber der Weg zum Spektakel entlang dem See war soooooo schön. Zürich ist schon ne tolle Stadt.

Theaterspektakel

Das ist ein riesen Fest auf der Landiwiese, mit eigenem Schiffsverkehr und ganz viel zu Essen. Zwischen den Fressmeilen gibts dann noch ganz viel Strassenkunst und einige Bühnen. Dort ist dann internationales Theater, Tanz und Musik geboten. Heimatpatriotisch hab ich mir natürlich auch eine deutsche Produktion angesehen: HAMLET X

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Das sind so paar Textschnipsel aus Hamlet in Kurzfilmen neu inszeniert, vom den ostdeutschen Pflegeeltern Hamlets bis zum Ekelessen mit Geist ist da alles dabei. Die Perfomance dazwischen war auch sehr lustig, besonders wenn man das Stück und den Literatur- bzw. Theaterbetrieb kennt. Aber auch sonst sehr witzig. Leider konnte ich keine zweites mal hin und schauen, ob jeder Abend wirklich anders verläuft. Aber wenns improvisiert war, dann können sie das, und wenns einstudiert war, dann ist es ein Wunder, dass der Witz noch da ist. Nur die Ohrfeige auf der Bühne fand ich jetzt nicht so witzig...

Achja auf der Fressmeile: Die afrkanischen Spiesschen sind sehr gut und auch richtig scharf. Die Chinasuppe laut Jan auch ;-)

Donnerstag, 13. Juli 2006

Seebad Enge

Nicht nur die Schokolade, auch die Bäder sind hier erwähnenswert. Obwohl ich meist im Frauenbadi rumhäng, bin ich doch ab und zu auch woanders. Abgesehen davon, dass man natürlich auch ohne Badi einfach im See baden kann. So leer, wie auf dem folgenden Foto ist es leider selten:

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Gestern war ich auf dem Open Air Poetry. Eine neue Herausforderung in Schweizerdeutsch. Es gab zum Glück auch ein paar Texte auf Deutsch und etwas Englisch... Leider bin ich zu spät gekommen... es scheint mein Schicksal zu sein... Mark Kelly Smith zu verpassen... dumm dumm in Bamberg habe ich es schon nicht geschafft... am End muss ich nochmal nach Chicago fahren... Aber jetzt fahr ich erst mal nach Prag zu Andrea und widme mich dem Pivo, den Männern bzw. der Entmannung und der Prager deutscher Literatur

Nachtrag zum Festival der Künste...

oder der schöne Klowagen:

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Das innere könnt ihr euch dann schon vorstellen. Ich hab die Kloschüssel auch fotografiert, aber die muss ich euch ja nicht zumuten. Ansonsten war das Festival schön und es gab sehr viele wunderschöne Postkarten zum mitnehmen... Außerdem ein Paradabeispiel, dass Kunst und Leben schwer zu vereinbaren sind: Manche Veranstaltungsorte waren sogar der Information nicht bekannt, die Türsteher wussten oft nicht, wovor sie standen - besonders blöd, wenn die Veranstaltungen bis zu einer Stunde Verspätung hatten - und auch sonst war alles etwas chaotische. Kunst für die Kunst...

Samstag, 8. Juli 2006

Festival der Künste

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Drei Tage, rund um die Uhr, 140 Veranstaltungen und den schönsten Klowagen der 70er. So kann man auch in den Genuss kommen eine Kurzfilm-Nacht um 03 Uhr zu beginnen, sich ein Tanztheater oder Kabele und Liebe um 02 Uhr anzuschauen. Natürlich gibt es auch Tagsüber Theater, Tanz, Performance und Ausstellungen. Zum Teil echt nicht schlecht zum Teil hinterlässt das Ganze aber auch mehrere ????

Kunst eben! Soll ja so sein. Kunst für die Kunst und wenn sie einem dann noch was bringt, dann ist das Bonus. Und in der Ausstellung ist tatsächlich auch Bonus zu finden.

Samstag, 24. Juni 2006

Ein nackter Mann steht am Anfang

Was?
Der zerbrochene Krug von Heinrich Kleist

Wo?
Schauspielhaus Zürch

Warum nackt?
Weil die Inszenierung durchdacht ist. Am Anfang hats ja ein bisschen nach Show gewirkt aber es ist nur konsequent, dass Adam nackt ist; dass das Kommunikationsproblem durch Distanz dargestellt wird; die verlorene Jungfernschaft=zerbrochener Krug gestisch eindeutig untermalt wird, das ganze zeitweise an eine Gerichtssoap erinnert und den Zuschauer total involviert. Zugegeben die älteren Damen waren schon etwas verwirrt, als ein fast nackter Mann ins Foyer stürmt, sich auf dem Gardarobentische völlig entblößt und auch andere Schauspieler und Dialog zwischen den Besuchern auftauchen. Nach ein paar Szenen, darf man dann an seinen Platz gehen und ist schon mitten im Stück, obwohl man noch nicht einmal in Schlafstellung gegangen ist. Und die Gerichtssoap kann beginnen:

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Dass das Publikum im Stück angesprochen wird, wird voll ausgenutzt. Da bekommt man solgange zu hören, dass man raus gehen soll in die Pause...als dann alle aufstehen, spielen sie dann doch einfach weiter, weil es bei Kleist ja auch keine Pause gibt, kein Aufatmen... Dass das Stück nach dem Applaus noch ein Schlusswort dransetzt sei hier nur kurz erwähnt. Was ich aber immer noch wissen will ist, ob der Einsatz der Soffleuse ein Unfall war, oder ob das auch zur Inseznierung gehört. Gepasst hätte es ja...

Fazit: Obwohl oder vielleicht grade deswegen, weil ein paar ältere Damen und Herren doch sehr irritiert waren, ist es eine sehr gute Inszenierung. Mit Kleist kann man halt doch noch schocken: Rockn' Kleist

Donnerstag, 22. Juni 2006

Fraudenbadi

Gleich bei mir ums Eck gibts ein sehr schönes Flussbad, das ich gestern genossen habe:

frauenbadi
Die Bahnen sind von Holzstegen umgeben, es gibt einen Nichtschwimmerbereich im Innenhof und einen Schwimmerbereich außen, da kann Frau sich Sonnen und den herrlichen Blick auf das Großmünster und den Stadttrubel genießen. Achja es muss ja nicht erwähnt werden, dass da nur Frauen rein dürfen.

Abends dürfen dann auch die Männer rein - barfuss - in die Barfussbar:
(vielleicht sollte ich hier erwähnen, dass es in der Schweiz keine Kneipen, sondern Bars gibt)

innen6

tanz2

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